Verfälschte Medikamente in der Schweiz?

Ich spreche seit mehreren Jahren über das Risiko von gefälschten Medikamenten in der legalen Supply Chain in der Schweiz. Die meisten Leute haben höflich zugehört, und regelmässig gesagt (oder gedacht) dass ich übertreibe.

Vor kurzer Zeit berichteten «Le Matin Dimanche» und der «Blick» über die Distribution von Thiotepa, ein generisches Medikament gegen Krebs. Nach der European Medicines Agency handelt es sich um eine Orphan Drug. Thiotepa wurde durch eine kleine Firma von Deutschland in die Schweiz (welche mittlerweile Konkurs angemeldet hat) importiert. Die Firma hatte einen Importvertrag mit so grosse Mengen, dass diese nicht zeitgerecht weiterverkauft werden konnten. Entsprechend ist der Lagerbestand hoch geworden; normale Haltbarkeitsdauer ist 18 Monate und entsprechend ist das Risiko von hohen Inventurverlusten gestiegen. Deshalb wurden die Verfalldaten bis auf 7 Jahre modifiziert. Der Deutsche Exporteur hat dies vor einige Jahren festgestellt und den Schweizer Behörden gemeldet. Nun werden Gerichtsprozesse angestrebt, weil die Mitarbeiter und Leiter der Firma mit (sehr) geringen Sanktionen bestraft wurden. Dies ist schockierend, weil die Patientensicherheit stark gefährdet wurde.

Warum berichtete ich vor kurzer Zeit darüber? Weil unser Parlament letzten Dezember ein Gesetz zur Umsetzung der «Medicrime» Vereinbarung des Europarates verfasst hat, sowie die Einführung in unserem Land von Massnahmen um Medikamentenfäschlungen zu bekämpfen, analog der EU.

Mit der Medicrime Vereinbarung würden solche Vorfällen deutlich strenger bestraft, weil die Änderung des Verfalldatums unter die Definition von «Fälschung» fällt. Die Verlängerung des Verfalldatums hat zur Folge, dass das Medikament sub-optimal wird, das heisst es wirkt weniger als vorgesehen. Die zu implementierende Massnahmen nach EU hätten eine Modifikation des Verfalldatums verunmöglicht.

Die Massnahmen gegen Medikamentenfälschungen waren auch eines der Themen der diesjährigen Tagung der Medinorma, vom 19. April in Bern.